Wo Menschen zusammenleben, gibt es nicht nur ‚Friede, Freude, Eierkuchen‘, sondern auch Neid und Streit, Verletzen und willentliches Übersehen. Bei einem jeden solchen Vorgang treffe ich nicht nur den anderen, sondern auch immer mich selbst. Kann ich bei einer Beleidigung des anderen alles wieder gut sein lassen mit einem schnell dahin gesagten „Entschuldigung“? Was aber ist zu tun, wenn ich jemanden so belüge, dass er ein Leben lang von mir enttäuscht ist, wenn ich die Liebe des anderen zu mir so verletze, dass das Grundvertrauen zueinander dauerhaft gestört ist? Da ist es mit einem bloßen ‚Entschuldige- war nicht so gemeint!‘ nicht getan.
Christen nennen solche Grenzüberschreitungen „Sünde“, ein Begriff, der in den Augen vieler als Überbleibsel einer repressiven Moraleinstellung angesehen wird, als letzter Rest einer lust- und körperfeindlichen Drohgebärde einer dahinschmelzenden Kirchenautorität. Doch damit ist keineswegs Schuld und Versagen aus der Welt geräumt. Unsere Welt wird nicht besser, wenn Böses verschwiegen oder unter den Teppich gekehrt wird, schlimmer noch: einem anderen zugeschoben wird (Herr Sündenbock lässt grüßen).
Christen versuchen durch verschiedene Formen von Eingestehen von Schuld und Versuchen der ‚Wiedergutmachung‘ (die oft ja gar nicht möglich ist) zum Ausdruck zu bringen, dass sie es selbst waren (nicht irgendein anderer), die sich von sich selbst, von anderen und von Gott getrennt haben (das Wort Sünde kommt von [sich ab]sondern).
Dementsprechend sehen auch die Formen der ‚Umkehr‘ und des neu Beginnen Wollens aus:
- im persönlichen Versöhnungsgespräch von Mensch zu Mensch
- in der Feier des Bußgottesdienstes, besonders vor Weihnachten und vor Ostern ( siehe Spalte „Besondere Gottesdienste“)
- in der Feier des Bußsakramentes (Termine [besonders vor Ostern und Weihnachten] siehe ‚Besondere Gottesdienste‘ und Pfarrinfos).- Ebenso können Sie einen persönlichen Termin für ein Beichtgespräch mit einem der in unserem Seelsorgebereich tätigen Priester vereinbaren (siehe Adressverzeichnis der Seelsorger).
Eines der schönsten Geschenke, die Gott uns Menschen macht, ist das ‚Sakrament der Barmherzigkeit‘, wie das Wort Beichte besser zu übersetzen ist. An meiner Schuld kann ich selbst nichts ‚nachbessern‘ oder ‚auswischen‘, aber im Aus-Sprechen meines Versagens und in der ‚Los-Sprechung‘ darf ich mir zusagen lassen, dass ich trotz Fehler angenommen bin, weil einer mich unendlich liebt und mir Mut macht, mich selbst neu anzunehmen und mich weiter getragen zu wissen von der Gemeinschaft der Sünder, die als Kirche weiß, dass nicht Strafe, sondern Barmherzigkeit das letzte Wort hat. Wir alle leben nicht von Brot allein, sondern von der Zusage der Vergebung, die uns dazu führen möchte „…wie auch wir vergeben unseren Schuldigern…“