Projekt Neuer.Raum:Raum für Neues
Konzert mit Chor und kinetischer Installation
Christoph Steeger führt weiter aus: "Ein sehr engagierter, den (45) Kindern zugetaner, Musiklehrer (Jochen Arlt) und interessierte 8–9-Jährige, die andächtig Spaß hatten an ihrer Selbsterfahrung. Ich hatte zeitweilig den Eindruck, als führe der Dirigent einen gestischen Tanz vor den Kindern auf, Tonhöhen, Fortissimo, Moderato, mit den Armen, der Mimik, der Gestik weisend in stummer aber sehr verständlicher Manier. Mit farbigen Karten wurden die Einsätze den Sänger*innen und Instrumentalist*innen angezeigt.
Zu hören gab es Ungewöhnliches: mit Ausnahme einer einminütigen Sequenz von Claudius' "Der Mond ist aufgegangen" (in der Vertonung von J.A.P. Schulz), wurde der Gesang der Kinder zum lautmalerischen Mittel. Durch die weitgehende Befreiung von Text, wurde der Gesang auch befreit vom Transport von Inhalten. Die Stimmen wirkten eher wie Gefühlsäußerungen. Sollte meine Beobachtung richtig sein, sind die Kinder zu beglückwünschen, denn auch wenn die Kinder ihr emotionales Erleben während des Singens nicht unbedingt in Worte fassen können, so bleibt es doch ihr ganz eigenes Erleben, das sich im Übrigen in einem anderen Bereich des Gedächtnisses abspeichert als im kognitiven. Es wäre eine lang wirkende Selbsterfahrung.
Und wenn es gelingt, einen emotionalen Raum nicht nur für sich selbst, sondern auch für andere aufzutun, dann nennt man das "Kunst". - Und es war Kunst! - Und es hat insofern zusammengewirkt mit den Bildwerken, die sich zeitgleich im Raum bewegten. Dass genügend Zuhörer sich auf diesen emotionalen Raum eingelassen haben, zeigte sich in der andächtigen Stille während und dem auffällig langanhaltenden Applaus nach dem Konzert.
Vor der konzertanten Improvisation gab es eine halbe Stunde Fragen an mich. Das war schön. Es hat mich bereichert, denn es lag keine Scheu in den Fragen, sondern ehrliche Neugier. Daher habe ich Fragen nach meinem Alter genauso gerne beantwortet wie die Frage danach, wie ich auf Ideen komme, wobei letzteres mir abverlangte, komplexe Vorgänge in einfache Worte zu fassen. Wenn mir das gelungen ist, hoffe ich, dass dadurch das ein oder andere Kind ermutigt wurde … on vera!"
Alles musste raus
Beim Projekt Neuer.Raum, das 2021 ins Leben gerufen wurde, geht es darum, den Kirchenraum neu und flexibler zu gestalten, um so Raum für Neues zu bieten. Dazu gehörte auch das Ausräumen der Kirche, um Stühle statt Bänken auszuprobieren (siehe unten). Dabei wurde auch der Boden grundgereinigt und überarbeitet, wozu die Inneneinrichtung der Kirche in die Tageskapelle bzw. die Sakristei geräumt wurde. Als eines der nächsten Projekte steht die Erneuerung der Beleuchtung an. Durch die flexible Bestuhlung ist es nun einfacher, bei Veranstaltungen die Stühle so zu stellen, dass Gottesdienste weiter möglich sind, der Raum aber auch anders genutzt werden kann.
Neue Stühle
Nachdem in der Gemeinde Zum Heiligen Geist beschlossen worden war, sich endgültig von den Bänken zu trennen, sind die neuen Stühle seit August 2022 da! Das Modell aus Holz mit roter Sitzfläche hat den Vorteil, dass die Stühle mit einem patentierten Verbindungselement sowohl in geraden Reihen als auch im Halbkreis gestellt werden können.
Die Bänke in der Kirche „Zum Heiligen Geist“ waren zur Seite geräumt worden, um Raum zu schaffen für Neues. Im neu gegründeten „Arbeitskreis Neuer.Raum“ wurde beraten, wie sich der notwendige Veränderungsprozess in der Kirche auch im Kirchenraum widerspiegeln könnte.
Bänke zu Betten - Upcycling für Kirchenbänke
Nachdem klar war, dass es kein Zurück mehr gibt zur alten Sitzordnung mit Bänken, stellte sich die Frage: Was tun mit 30 langen Kirchenbänken? Verschiedene Anfragen nach potentiellen Abnehmern in Richtung osteuropäischer Gemeinden brachten keine Resonanz. Doch dieses wertvolle Holz konnte doch nicht einfach „entsorgt“ werden. Also wurden die Bänke zum Verkauf inseriert. Zeitnah meldete sich ein Interessent (und blieb auch der Einzige): Jonas Schumacher, ein Schreiner aus Köln-Merkenich, zeigte Interesse an allen Bänken, um daraus neue Möbel zu bauen. Mit seiner Firma „Reditum - Möbel mit Vorleben“ hat er sich auf Upcycling spezialisiert, das heißt, alle produzierten Möbel werden aus gebrauchten Materialien hergestellt – eine sympathische, zukunftsorientierte Idee, wie wir fanden. Der Verkauf der Bänke an Herrn Schumacher wurde vom Arbeitskreis Neuer.Raum befürwortet und dann auch vom Kirchenvorstand beschlossen.
Die Bänke wurden an drei Tagen vor Ort zerlegt, um sie anschließend leichter transportieren zu können. Herr Schumacher plant nun, daraus in Zusammenarbeit mit einer Werkstatt für behinderte Menschen Betten herzustellen. Da er sich bewusst war, dass der Abschied von den Bänken für viele Gemeindemitglieder durchaus schmerzhaft sein könnte, bot er außerdem an, aus dem Holz kleine Kreuze herzustellen und sie an Gemeindemitglieder zu verschenken. Dies wiederum ließ bei uns die Idee entstehen, außerdem noch ein Altar- oder Vortragekreuz für unsere Kirche aus diesem Holz bauen zu lassen. Herr Schumacher versprach, dafür Holz beiseite zu legen, jetzt müssen aber erst einmal Entwürfe dafür entwickelt werden.
Der neu gewonnene Raum ermöglicht es uns nun, nach vorne zu schauen.